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Wuppertal macht gute Erfahrungen beim virtuellen Lernen - Wieso entscheidet sich eine Stadtverwaltung für virtuelles Lernen?
19. August 2008 von Beate BrunsZeit ist ein rares Gut. Der Bürger erwartet kompetente und organisierte Verwaltungen. Permanente Veränderungen stellen den öffentlichen Bereich immer öfter vor die Herausforderung, zeitnah und effizient den Qualifizierungsbedarf eines großen Personenkreises zu decken. Nur, wie realistisch ist es, beispielsweise innerhalb eines Monats kontinuierlich Hunderte Mitarbeiter zu schulen?
Zahlen und Fakten: Die berufliche Nutzung des PC hat für die tägliche Arbeit in der Verwaltung eine große Bedeutung. Dies stellte eine Studie fest, die das Institut für Medien- und Kompetenzforschung im Auftrag des Kompetenzzentrum eLearning Niedersachsen durchführte. Fazit: im Gegensatz zu anderen Branchen verfügen die Mitarbeiter/innen der Verwaltung über eine überdurchschnittliche Computerkompetenz. Knapp die Hälfte der Beschäftigten haben Computeranwendungen in Seminaren und Kursen erlernt. Die Bereitschaft, zukünftig computergestützte Weiterbildungsformen zu nutzen, scheint im öffentlichen Dienst ebenfalls überdurchschnittlich hoch zu sein und liegt bei 44 Prozent. (Quelle: MMB Institut für Medien- und Kompetenzforschung: E-Learning-Anwendungspotenziale bei Beschäftigten)
Wann haben Sie eigentlich zuletzt online Ihr KFZ-Kennzeichen und den dazugehörigen Termin bestellt? Geburtsurkunde online beantragt? Wann liegt das Ausweisdokument zur Abholung bereit? Ein Klick und man hat die Auskunft. Zukunftsmusik? In Wuppertal ist das heute schon die Regel. Ein Blick auf die Website wuppertal.de erfreut: "Wir möchten Ihnen ersparen, dass aus Ihrem Behördengang eine Abenteuer-Safari durch den Ämter-Dschungel wird", das liest man doch gerne.
168,41 qkm Stadtfläche, Koordinaten 7° 1" östlicher Länge (westlichster Punkt), 51° 19" nördlicher Breite (nördlichster Punkt) - WUPPERTAL. Hier ist die Verwaltung fixer, lernt man schneller?
Die Stadt Wuppertal ist dem Thema E-Learning gegenüber seit jeher sehr aufgeschlossen. Mechthild Staab, Kommunale Fortbildung Wuppertal und Projektleiterin des e-learning Modells blickt drei Jahre zurück: "Die Kommunale Fortbildung der Stadt Wuppertal führte Mitte 2006 E-Learning als zusätzliche Lernmethode ein. Doch schon 2004 gab es innerhalb der Kommunalen Fortbildung erste Überlegungen zur Nutzung von e:learning. Im Mai 2005 wurde eine Projektgruppe durch die Personalkonferenz (ein verwaltungsinternes Steuerungsgremium aus Führungskräften, Fachkräften des Personalmanagements, der Organisationsentwicklung, Personalrat und Gleichstellungsstelle) damit beauftragt, die verwaltungsweiten Voraussetzungen für den Einsatz von elektronisch unterstützten Lernmöglichkeiten festzustellen und eine Strategie für deren Einführung zu entwickeln. Das Projektteam setzte sich aus Fachleuten aus den Bereichen Informations- und Kommunikationssysteme, Organisationsentwicklung, Personalressort, Gesamtpersonalrat und der Kommunalen Fortbildung zusammen. Die Ergebnisse der Projektgruppe führten zu der Entscheidung der Personalkonferenz, dass E-Learning grundsätzlich auf freiwilliger Basis während der Arbeitszeit und in Abstimmung mit den jeweiligen Führungskräften sowie den dienstlichen Belastungen bzw. Möglichkeiten am Arbeitsplatz stattfinden sollte." Lachend ergänzt sie: "Eine gute Entscheidung, auch wenn so mancher Teilnehmer nach einer gewissen Zeit das Schild von der Tür genommen hat - Bitte nicht stören - E-Learning! Es gab wohl zu viele Kollegen, die wissen wollten: Was machst Du da? E-Learning, was ist das?"
Technische Voraussetzungen
Das Projektteam prüfte intensiv die Auswahl einer geeigneten Lernplattform im Onlinebereich. So wurden mehrere bundesweit tätige Anbieter nach Wuppertal zur Präsentation ihres Angebotes eingeladen. In einem aufwändigen Auswahlprozess entschied sich das Gremium für die time2know Solution auf Basis der bewährten IBT® SERVER-Software, das E-Learning Portal für Behörden, Verbände und Stiftungen. Die Karlsruher time4you GmbH, Systemhaus und Marktführer für Lernsysteme, Personalentwicklung und Wissensmanagement im deutschsprachigen Raum, hatte das Portalsystem entwickelt. Die IBT® SERVER-Software gehört mittlerweile in namhaften Verbänden und Behörden zum professionellen Standard. Auf Grundlage eines intuitiv leicht zu bedienenden Portals können die Anwender eine individuelle Lehr- und Lernumgebung mit eigenem Corporate Design entwickeln. In wenigen Tagen ist das System, welches speziell auf die Erfordernisse des öffentlichen Bereiches abgestimmt ist, startbereit. Besonderen Wert legen die Entscheider regelmässig auf die Integration mit den Produkten anderer Hersteller und die modularen Erweiterungsmöglichkeiten.
Die Umsetzung
Vom ersten Kickoff Meeting des Gremiums mit time4you und dem darauf folgenden Workshop mit Christina Neuhoff und Horst Kübler, Sales Leitung und Senior Consultants der time4you GmbH, dauerte es circa drei Monate, bis das Projekt "e:learning in Wuppertal" starten konnte. Christina Neuhoff: "Unsere Erfahrungen mit den Besonderheiten von Verwaltungen und Behörden haben uns geholfen, die Konzeptions- und Umsetzungsphase sehr effizient zu gestalten. Der Schwerpunkt bei der Entwicklung der time2know Solutions lag von Beginn an in der besonders schnellen Anpassbarkeit bei gleichzeitiger Nutzung von Best Practice-Ergebnissen auf Basis der hochleistungsfähigen IBT® SERVER-Software. In produktiver Zusammenarbeit mit dem bestens vorbereiteten Projektteam auf Seiten der Stadtverwaltung Wuppertal konnte hier in schnellen Schritten ein sehr gutes Projekt in den Regelbetrieb geführt werden. Wir freuen uns sehr über die Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung Wuppertal."
Das Training
Die Recherche zum Thema E-Learning und der Austausch mit anderen Kommunen sowie privatwirtschaftlichen Arbeitsgebern zeigte, dass sich ein effizienter Einsatz von E-Learning und ein nachhaltiger Lernerfolg insbesondere bei dem Einsatz von Standardprodukten für große Teilnehmerzahlen in Verbindung mit Lernplattformen und tutorieller Betreuung lohnen werde. Mechthild Staab beschreibt die Nutzer der time2know Solution: "Die größte Priorität hat für uns die effiziente Organisation von Besprechungsanfragen, das betrifft alle Bereiche der Verwaltung. Da seit September 2005 flächendeckende Schulungen zum Thema Groupware (Outlook 2003) begonnen hatten, erfolgte der Einsatz von E-Learning hier erstmals. Von Juni 2006 bis Ende 2006 wurden 13 E-Learning-Kurse unter tutorieller Begleitung durchgeführt. Über 300 Mitarbeiter/innen nahmen anfangs daran teil, das entspricht einem Anteil von 35 Prozent der insgesamt zu schulenden Personen in diesem Zeitraum."
Akzeptanz und Ausblick
Über das städtische Intranet wurde zum Thema e:learning rechtzeitig und umfangreich informiert. Der Oberbürgermeister, Peter Jung, unterstützte persönlich die Einführung von E-Learning. Sein Aufruf ist auf der Portalseite der Lernplattform zu lesen. Die mit dem Gesamtpersonalrat entwickelten Regeln zur Nutzung von E-Learning wurden im Intranet und auf der Lernplattform veröffentlicht. Eine Teilnahmebescheinigung wird dann erstellt, wenn jemand die notwendigen Kapitel des Lernmoduls durchgearbeitet hat und dieses vom Tutor bestätigt wird. Um sich einen Eindruck von der Lernplattform und dem Lernmodul machen zu können, bietet die Kommunale Fortbildung einstündige Startveranstaltungen für einzelne Leistungseinheiten an.
Teilnehmer
Die Teilnehmer stammen aus allen Bereichen der Verwaltung: Technik, Verkehrsamt, Meldebehörde, Soziales, Kultur. Der Frauenanteil liegt leicht über der 50-Prozentmarke.
Ausblick
Die Stadtverwaltung Wuppertal freut sich über die hohe Erfolgsquote, die derzeit bei 35 Prozent liegt und prüft für 2008 weitere E-Learning-Lernmodule für andere Themengebiete einzusetzen. So stellen neue Gesetzgebungen wie das AGG oder das NKF (Neues Kommunales Finanzmanagement) mit der Einführung der doppelten Buchführung eingreifende Prozesse im Verwaltungsbereich dar. Der Umgang mit diesen Veränderungen kann wahlweise mit dem Wechsel von Präsenz- und E-learning Modellen professionell begleitet werden.
E-Learning in den städtischen Verwaltungen
Der Trend zum virtuellen Lernen setzt sich fort. Heike Krutoff, Referentin der KGSt (Kommunale Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement): "Wir beobachten seit Jahren diesen Prozess und stellen fest: Medienkompetenz ist eine der neuen Schlüsselqualifikationen der Zukunft. Sie ist notwendig, um mit den Veränderungen der Arbeitswelt durch E-Government konstruktiv umgehen zu können. Medienkompetenz reduziert sich dabei nicht auf die Fähigkeit, mit neuen Techniken arbeiten zu können, vielmehr stellt sie eine übergreifende Kompetenz dar, z. B. zur Stärkung der Selbstlernkompentenz der Beschäftigten. E-Learning bzw. Blended Learning als Mischform zw. E-Learning und klass. Präsenzlearning. ist mittlerweile in einigen Verwaltungen etabliert worden. Wuppertal ist in diesem Bereich seit Jahren sehr aktiv und erfolgreich, Duisburg und Esslingen haben ebenfalls Erfahrungen machen können.
Infos, (Bericht "Personalmanagement - Impulse für E-Government" 1/2003): www.kgst.de, Fax. 0221-3768959, mail: kgst@ kgst.de.
Kontakt Wuppertal: Mechthild Staab, Stadt Wuppertal, Kommunale Fortbildung Tel. 0202 - 563-5015, mechthild.staab@ stadt.wuppertal.de
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