Semantic Web - Ein Schwerpunktthema auf der Community of Knowledge

    18. Mai 2005 von Redaktion, Steffen Doberstein

    Der Begriff "Semantic Web" erobert zunehmend das Internet - als nächster logischer Entwicklungsschritt des World Wide Web. Das Internet beschert uns sehr schnell sehr viel Informationen - zu viel. Die Suche nach Informationen kann sehr zeitaufwendig und frustrierend sein, insbesondere, wenn man nach bestimmten "Allerwelts"-Begrifflichkeiten sucht. Abhilfe, oder doch zumindest einen wesentlichen Quantensprung nach vorn, verspricht das Semantic Web. Was das ist und worin die Vorteile gegenüber dem "herkömmlichen" Internet liegen, ist Gegenstand dieses Schwerpunktthemas.

    Dieses Schwerpunktthema wurde in Kooperation mit der Semantic Web School veröffentlicht.

    Der Begriff "Semantic Web" erobert zunehmend das Internet - als nächster logischer Entwicklungsschritt des World Wide Web. Das Internet beschert uns sehr schnell sehr viel Informationen - zu viel. Die Suche nach Informationen kann sehr zeitaufwendig und frustrierend sein, insbesondere, wenn man nach bestimmten "Allerwelts"-Begrifflichkeiten sucht, aber nur eine bestimmte Bedeutung meint. Die Suchmaschinen unterscheiden nicht nach Inhalten. Für sie ist der Begriff "Mercedes" stets einfach nur "Mercedes". Dabei kann es sich um diverse Autotypen handeln, einen alten Firmennamen mit all den dabei noch möglichen Verwendungen (z.B. Wertpapiere) oder um Personennamen. Und wahrscheinlich gibt es noch weitere Bedeutungen. In dem der Suchbegriff um weitere Begriffe verknüpft mit Boolschen Operatoren ergänzt wird kann der Suchende eine inhaltliche Eingrenzung vornehmen - doch nur er, die Suchmaschine selbst bleibt weiter "dumm". Und so stößt diese Methode schnell an ihre Grenzen, sei es an die des Anwenders oder auch an inhaltlichen "Unschärfen", an der Komplexität oder ganz simpel der zu starken Einengung - denn wenn eine Webseite den gewählten Kriterien nicht voll entspricht (und seien es nur Schreibfehler) taucht sie in den Suchergebnissen nicht auf, auch wenn möglicherweise genau dort die "Nadel im Heuhaufen" liegt. Das wichtigste Problem liegt jedoch in der Suchmethode: Der Anwender muss genau wissen was er sucht und wie die Information mit anderen Informationen wahrscheinlich verknüpft ist. Ein "sich herantasten" ist nur über Zufälle möglich. Das funktioniert zwar überraschend häufig, garantiert ist es aber nicht und ob so das Optimum von Qualität und Zeitaufwand erreicht wird darf auch bezweifelt werden.

    Abhilfe, oder doch zumindest einen wesentlichen Quantensprung nach vorn, verspricht das Semantic Web. "Die Grundlage dieses Vorhabens bilden standardisierte Beschreibungsverfahren (Schemata), die nicht nur die Struktur von Daten, sondern auch deren Inhalt beschreiben." [1]. Nicht erst der Anwender interpretiert nun die Information in ihrem Kontext, sondern bereits die Technologie. Der Anwender muss nun nicht schon vorher wissen, was er sucht, sondern kann sich durch den Informationsdschungel leiten lassen - eine wesentliche Erleichterung. Das Semantic Web dürfte eine kleine Revolution darstellen. Semantische Technologien sind natürlich nicht auf das Internet beschränkt, sondern überall dort einsetzbar, wo Informationen elektronisch vorliegen. Die semantische Ebene bereichert insbesondere das Content und Dokumenten Management. Es dürfte daher nur eine Frage der Zeit sein, bis semantische Technologien in allen Unternehmen Einzug halten, die mit größeren Informationsbeständen arbeiten. Je größer der Informationsbestand, um so größer die Kostenersparnis, die aus einer effizienten Suchmöglichkeit entsteht.

    Die Anwendungsmöglichkeiten des Semantic Web, bzw. generell semantischer Technologien, gehen jedoch über die reine Suchmöglichkeit hinaus. Insbesondere das E-Learning kann davon profitieren. Es können Lernumgebungen geschaffen werden, die dem Lernenden Zusammenhänge "vor Augen führt". "Stöbern" wird möglich. Ein weiteres Anwendungsgebiet sind Navigationshilfen. So lässt sich ein Themenkomplex aus unterschiedlichen Sichtweisen betrachten und unterstützt auf diese Weise transdisziplinäres Handeln. Die Wirkung semantischer Vernetzung wird durch bessere Visualisierungsmöglichkeiten noch potenziert. Aber ich möchte an dieser Stelle nicht zu viel vorweg nehmen. Lesen Sie am besten die erschienen Artikel und lassen sich über die Anwendungsbreite und die Vorzüge semantischer Technologien überraschen.

    In den vorliegenden Beiträgen geht es in erster Linie um eine Einführung in das Thema "Semantic Web". Die community of knowledge bedankt sich insbesondere bei Herrn Blumauer, Projektmanager bei der Semantic Web School, für die Unterstützung. Wer weitere Informationen über das Semantic Web sucht oder auch Seminare zu diesem Thema besuchen möchte, sollte sich auf jeden Fall dort umschauen: www.semantic-web.at.

    Kurzvorstellung der in diesem Schwerpunktthema erschienen Artikel

    Artikel "Semantic Web- Das Web der nächsten Generation" von Prof. Dr. Steffen Staab

    Prof. Staab, Mitgründer der Ontoprise GmbH, erläutert an mehreren Beispielen worin die Vorzüge des Semantic Web liegen und wie man sich dies technisch vorstellen kann. Basis ist das Semantic Web-Schichtenmodell. So wird deutlich wie technische Wissensspeicher auf Grundlage bestehender Standards mit Hilfe von spezifischen Erweiterungen, wie zum Beispiel durch Ontologien, semantisch "fit" gemacht werden können. Zwar sind einige grundlegende informationstechnische Kenntnisse beim Lesen von Vorteil, doch der Beitrag kann auch dem technischen Laien empfohlen werden. Als ersten Einstieg empfehlen wir dem Laien jedoch den nächsten Artikel.
    www.c-o-k.de/cp_artikel.htm

    Artikel "Semantisches Web - schon wieder eine Patentlösung für die Wissensgesellschaft?" von Andreas Blumauer und Tassilo Pellegrini

    Dieser Artikel ist auch für den Nicht-Informatiker sehr gut als Einstieg in das Thema geeignet. Die Autoren gehen auf folgende Fragen ein: Wofür kann ich das Semantic Web nutzen und welche Vorteile verspricht es gegenüber dem bisherigen technologischen Standard? Was ist mit den vorhandenen Technologien? Was sind Ontologien und das RDF? Der Artikel bringt dem Leser die Bedeutung des Semantic Web schnell und verständlich näher.
    www.c-o-k.de/cp_artikel.htm

    Artikel "Zwei Modelle des Semantic Web - Eine kurze Einführung in das Thema" von Andreas Blumauer

    Auch wenn der Titel etwas anderes vermuten lässt, so ist dieser Artikel weniger eine Einführung in das Thema, sondern mehr als Ergänzung zu den anderen einführenden Artikeln gedacht. Ziel ist es, häufig unterschiedlich benutzte Begrifflichkeiten klarer herauszuarbeiten. Der Autor stellt in diesem kurzen Artikel die drei Wirkungsebenen Anwendung, Organisation und Infrastruktur des Semantic Web (A-O-I-Modell) dar. An einem weiteren Modell wird gezeigt, dass Technologien unterschiedlich stark semantisch entwickelt sein können. Es wird daher in einem Semantic Web im engeren Sinne und in einem weiteren Sinne unterschieden.
    www.c-o-k.de/cp_artikel.htm
    Wer etwas genauer hinter dem in diesem Artikel gestreiften Begriff "Interoperabilität" schauen möchte, dem sei das nächste Interview empfohlen.

    Interview "Dr. Christian Galinski: "Fragen der semantischen Interoperabilität brechen jetzt überall auf." " - geführt von Tassilo Pellegrini

    Dr. Christian Galinski, ist seit 1986 Leiter des Internationalen Informationszentrums für Terminologie (Infoterm), eine Non-Profit-Organisation zu Zwecken der internationalen Terminologienormierung. Er spricht über den für das Semantic Web wichtigen Bereich der Terminologienormierung. Neben einem sehr interessanten Rückblick auf die Geschichte der ISO-Zertifizierung, geht es um das Problem der Mehrsprachigkeit, die Wechselwirkung zwischen Technik und Terminologie und um die Frage, wie durch semantische Interoperabilität die Schnittstelle Mensch-Maschine verbessert werden kann.
    www.c-o-k.de/cp_artikel.htm
    Im nächsten Interview wird die spezifische Problematik von Terminologie und Mehrsprachigkeit an dem Beispiel einer international agierenden Anwaltssozietat in ihren Auswirkungen in der Praxis dargestellt.

    Interview "Nikolaus Berger: "Man kann heute als Firma nur dann erfolgreich sein, wenn man auch intern gut vernetzt ist." " - geführt von Tassilo Pellegrini

    Nikolaus Berger ist Director Knowledge Management bei der international agierenden Anwaltssozietat Freshfields -Bruckhaus Deringer. Als Dienstleistungsunternehmen, welches sein Know how verkauft, ist Wissensmanagement ein wichtiger Erfolgsfaktor. Nikolaus Berger berichtet über die spezifischen Probleme von mehrsprachigem und sehr national ausgerichtetem Wissen und erläutert wie semantische Technologien bei deren Überwindung helfen können.
    www.c-o-k.de/cp_artikel.htm

    Interview "Kristijan Mihalic: "Semantische Technologien können eine Brücke zwischen bisher getrennten Forschungsbereichen schlagen." " - geführt von Tassilo Pellegrini

    Kristijan Mihalic ist Research Fellow am ICT&S der Universität Salzburg unter anderem mit den Schwerpunkten Human Computer Interaction, Mobile Devices and Services und Contextual Interfaces. Tassilo Pellegrini sprach mit ihm über die Bedeutung semantischer Technologien für mobile Endgeräte am Beispiel des FIT-IT geförderten Projektes COMODO und den Nutzen ontologiebasierter Benutzerführung.
    www.c-o-k.de/cp_artikel.htm

    Artikel "Content Management Systeme auf dem Weg zum Semantic Web" von Andreas Koller und Tassilo Pellegrini

    In vielen Unternehmen existieren bereits Content Management Systeme. Sie bilden für eine semantische Erweiterung wegen der vorhandenen Struktur eine gute Basis. Die Autoren zeigen anhand eines Beispiels wie schnell strukturierte Inhalte in die Semantic Web-fähige Beschreibungssprache RDF (Ressource Description Framework) überführt werden kann. Weiterhin geben die Autoren Tipps, worauf beim Kauf eines CMS-Tools zu achten ist, wenn es Semantic Web-fähig sein soll.
    www.c-o-k.de/cp_artikel.htm

    Artikel "Semantisches Wissensmanagement - Qualitätsmanagement für Informationen" von Dr. Heiko Beier

    Dr. Beier (Geschäftsführer der moresophy GmbH) stellt Einsatzmöglichkeiten und Nutzen semantischer Wissensmanagement-Anwendungen anhand einer Fallstudie aus dem Bereich des Personalmanagements dar. Dabei stellt der Autor fest, dass während sich "fast sämtliche Unternehmensbereiche auf die geänderten Rahmenbedingungen einer globalen, vernetzten Wirtschaft eingestellt haben, wird mit Informationen im Kern noch genauso verfahren wie vor 100 Jahren." Semantische Technologien können die Informationsqualität optimieren. Der Autor geht in seinem Artikel weniger auf die Technologie ein, sondern mehr auf den Nutzer. Dr. Heiko Beier dazu: "Ich denke, der Artikel richtet sich ... an Menschen, die sich aus Sicht der Unternehmensentwicklung mit dem Thema Wissensmanagement beschäftigen, konkret in dieser Fallstudie auch dem Bereich Personalentwicklung."
    www.c-o-k.de/cp_artikel.htm

    Weitere zu dem Thema erschienene interessante Artikel auf der community of knowledge:

    Schauen Sie sich auch die unter dem Stichwort "semantische Netze" erschienen Artikel an. Das Semantische Web ist als Spezialfall eines semantisches Netzes diesem Begriff untergeordnet.

    "Das kollektive Superhirn" von Thomas Gerick: www.c-o-k.de/cp_artikel.htm
    "Die Zukunft des Semantic Web" von Thomas Gerick: www.c-o-k.de/cp_artikel.htm
    "Wie das Semantic Web das Persönliche Wissensmanagement revolutioniert" von Lars Ludwig: www.c-o-k.de/cp_artikel.htm
    "Das Semantische Web - Wissensrepräsentation und Schlussfolgerung im Web" von Jürgen Nicklisch-Franken: www.c-o-k.de/cp_artikel.htm

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