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15 Jahre Wiki - eine Erfolgsgeschichte auch für Unternehmen?
25. März 2010 von André UlrichWikis sind auf dem Weg eine feste Größe in Unternehmen zu spielen. Seit ihrer Entwicklung vor 15 Jahren haben sie sich zu einer flexiblen Plattform für verschiedenste Anwendungen gemausert. Das Wiki-Prinzip hat dabei nicht nur die Interaktion im Web revolutioniert sondern auch einen kulturellen Wandel im Umgang mit Wissen angestoßen. Wir kommunizieren, teilen, verändern, verbessern und helfen überall dort, wo wir es möchten und können. Nun sind Wikis dabei, Unternehmen und die Art wie wir zusammen arbeiten, nachhaltig verändern.
Dieser Beitrag wurde im Open Journal of Knowledge Management, Ausgabe II/2010 veröffentlicht.
Vor genau 15 Jahren am 25. März 1995 erblickte das erste Wiki das Licht der Online-Welt. Sein Schöpfer Ward Cunningham konnte damals noch nicht ahnen, welche Revolution er damit auslöste.
Denn mit der Geburtsstunde des Wikis gewann das WorldWideWeb eine wichtige Funktion: Jeder ist Autor! Schon der Urvater des WWW Tim Berners-Lee hatte diese Funktion in seinem ersten Browser vorgesehen, nur wurde sie nicht in andere Browser umgesetzt. Erst das Wiki schaffte es, die Hürde des „Erschaffens im Web“ für damalige Verhältnisse so klein zu halten, dass eine neue Kultur in der Informationswelt entstanden ist.
Das Wiki folgte einer fundamentalen neuen Regel, welche wir nicht aus den damaligen Foren und Chaträumen kannten.
Eine neue Regel mit einer Vision – die Basis der Wiki-Revolution
Diese neue Regel bestand ganz einfach darin, dass jeder Beiträge erstellen und editieren kann, auch die von anderen Personen. Dieses Konzept war tatsächlich revolutionär, weil es nicht in erster Linie dem Besitz- und Urheberanspruch des Menschen entspricht. Experten prophezeiten dieser Revolution das totale Chaos, was heute jedoch am Beispiel von Wikipedia beeindruckend widerlegt werden kann.
Innerhalb der Jahre hat sich nicht nur das Konzept Wiki entwickelt und ist zu einer sehr interessanten Lösung gereift, sondern auch wir Benutzer haben uns weiterentwickelt. Wir teilen, verändern, verbessern und helfen überall dort, wo wir es möchten und können. Es konnten auf diese Weise sehr schnell sehr viele Inhalte entstehen, welche dann auch noch sehr schnell verbessert und ergänzt werden konnten. Viele Hände können eben mehr – genau das Konzept von Wikipedia.
Wikis als Fundament des heutigen Web 2.0
Damals konnten nur Techniker und Redakteure Inhalte im WWW erstellen. Mit Wikis wuchs eine Plattform für jedermann heran. Hier wurde mit Wikis bereits vor 15 Jahren ein wichtiger Teil des Fundaments für das heutige Web 2.0 gelegt, in dem die Nutzerbeteiligung und Interaktion eine wichtige Rolle spielt.
Mit der Verbreitung von Webanwendungen im Alltag mussten auch neue Aufgaben bewältigt und neue Impulse geschaffen werden. Denn man konnte nicht jeden der neuen Benutzer einer Schulung unterziehen, wie man es bei Technikern gewohnt war. Dafür ist dieser neue Kreis viel zu groß, zu anonym und viel zu schlecht kontrollierbar. Das Wiki muss sich quasi dem Benutzer selbst erschließen und leicht zu bedienen sein. Dieser besondere Anspruch an das Benutzerinterface und die Usability wurde bei weitem nicht von Anfang an erfüllt und wird je nach Wiki auch heute noch nur sehr rudimentär umgesetzt.
Heutzutage beschäftigen sich mit der Usability und dem User-Interface ganze Wirtschafts- und Forschungszweige. Auch die Barrierefreiheit und damit Tauglichkeit für alle Menschen ist in aller Munde.
Aus der Wiki-Revolution folgte eine Usability-Revolution, welche die Web 2.0 Revolution überhaupt erst ermöglichte. Diese Kette von Ereignissen brauchte seine Zeit. So sind wir 15 Jahre später konfrontiert mit neuen offenen Systemen, bei denen das Kollektiv eine größere Rolle spielt, als das Individuum. Die sogenannten Web 2.0 Applikationen wie Facebook und Xing sind hier neue Meilensteine, welche die Bildung von sozialen Netzwerken ermöglichen und Menschen virtuell näher zusammenbringen.
Wikis Privat - Wikipedia als Einstieg
Mittlerweile ist Wiki ein Konzept, dass sich tausendfach bewährt hat. Die Größe und der Erfolg der Online-Enzyklopädie Wikipedia zeigt dabei die Tragweite dieser Lösung.
Für viele stellt Wikipedia quasi den Inbegriff eines Wikis dar. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass viele Unternehmen zu MediaWiki griffen, um ihr eigenes Wiki aufzubauen, welches jedoch speziell auf Bedarfe der Online-Enzyklopädie angepasst ist.
Schwierig wird es jedoch, wenn mit der Zeit die Anforderungen im Unternehmen an das Wiki wachsen, da hier die Erweiterungen von MediaWiki nur bedingt
helfen.
Wikis in Unternehmen - Hype oder Realität?
Zumindest Gartner weiß hierauf, in Form des Gartner Hype Cycles 2009, eine Antwort. In diesem befinden sich Wikis zur Zeit in der Phase "Erleuchtung", in der die Erwartungen an das Instrument wieder steigen.
Jedoch brauchen Wikis nach dem Gartner Hype Cycle noch 2-5 Jahre, bis sie sich im Unternehmen etabliert haben.
In der Tat stellen Unternehmen ganz andere Anforderungen an ein Wiki-System. Sie suchen meist ein erwachsenes System, dass sie bei der täglichen Arbeit unterstützt und sich in ihre Infrastruktur einfügt. Hier befinden sich Wikis mit ihren 15 Jahren sozusagen gerade erst in der Pubertät und beginnen langsam ihren Platz in Unternehmen zu finden.
Anwendung finden Wikis in Unternehmen vor allem als Wissensportal und zur Unterstützung der Projektarbeit. Aber auch in der Vertriebsunterstützung und Produktdokumentation in Form von Handbüchern sind Wikis stark verbreitet. Da Wikis sehr offen hinsichtlich ihres Einsatzgebietes sind, werden immer neue Anwendungsfelder im Unternehmen entdeckt, und damit neue Anforderungen an das Wiki gestellt.
Unternehmens-Wikis wie TWiki/Foswiki, Drupal Wiki, Daisy, Confluence oder Mindtouch bieten daher speziell an Unternehmen angepasste Funktionen.
Beispielsweise fokussiert Confluence stark auf die Unterstützung von Gruppen mit eigenen Projekträumen. Drupal Wiki hingehend beweist seine Stärken bei der einfachen Bedienung und den integrierten Unternehmens-Anwendungen. Daisy wiederum ist auf die Erstellung von Dokumentation in Form von Büchern spezialisiert.
Welches Wiki zum Einsatz kommt hängt daher stark vom Anwendungszweck ab, wobei man generell zwei Arten Wikis hinsichtlich ihrer Erweiterbarkeit und Flexibilität unterscheiden kann.
Wikis? Etwas mehr Struktur bitte!
Wikis wie MediaWiki, Confluence und Mindtouch sind zwar durch Plugins erweiterbar, bauen aber auf dem ursprünglichen Whiteboard-Konzept auf und bieten keine weitergehenden Möglichkeiten zur Strukturierung von Inhalten, wie sie in Unternehmen anfallen.
Die zweite Generation Wikis - sogenannte "Strukturierte Wikis" - wie TWiki/Foswiki, Drupal Wiki und Daisy bieten von haus aus mehr Informations-Strukturen. Einzelne Informations-Bausteine lassen sich wie in einer Datenbank gezielt abfragen, miteinander verknüpfen und auswerten. Das Konzept dahinter entspricht dem einer Anwendungs-Plattform, auf der Nutzer eigene Inhalte gestalten sowie mit Workflows, automatischen Abfragen und weiteren Funktionen hinterlegen können.
Rückspiel – Web 2.0 revolutioniert Wikis
So wie einst Wikis das Fundament für die Web 2.0 Anwendungen der heutigen Zeit gelegt haben, so scheint Web 2.0 ganz im Geiste der Zusammenarbeit nun wieder Impulse zurückzugeben. Denn worauf es im Web 2.0 vor allem ankommt ist die Bedienbarkeit und so wurde in diesem Feld enorm viel gearbeitet. Man hat die Wikis hier schon lange abgehängt und so ist es nicht weiter verwunderlich das diese Entwicklungen wieder zurückfließen.
Die neuen Wikis basieren auf Web 2.0 Plattformen, wie zum Beispiel Drupal oder Plone. Man vereint so nicht nur das Social-Networking mit dem Social-Editing, sondern man bekommt auch noch das, was für die Vision der Wikis schon früher sehr wichtig war: Usability.
So kann man gespannt sein, wieviele Wiki und Web 2.0 Hochzeiten es in nächster Zeit noch geben wird.
Was bringt die Zukunft?
Wohin Wikis in Unternehmen gehen, zeigen wohl vor allem aktuelle Entwicklungen bei Confluence und Drupal Wiki. Beide warten mit speziell auf Unternehmen angepassten Konzepten auf. Die Integration in bestehende IT-Infrastrukturen, einfache Bedienkonzepte und der notwendige kulturelle Wandel werden für die zukünftige Etablierung von Wikis im Unternehmen entscheidend sein.
Schon heute beweisen Wikis tausendfach ihre Nützlichkeit in Fachabteilungen, Projektteams oder gar im unternehmensweiten Kontext. Doch auch wenn Wikis noch längst nicht in allen Unternehmen angekommen sind, bleibt die Gewissheit: Das Wiki-Prinzip wird Unternehmen und die Art wie wir zusammen arbeiten nachhaltig verändern!
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